Die Unverträglichkeiten von Funktionären und Wählern der SPD mit der könnten sich nach Ansicht von Dohnanyis relativieren. "In den 1960er-Jahren lagen Welten zwischen der SPD und der damaligen FDP des Ritterkreuzträgers Erich Mende. Für Leute wie Herbert Wehner war eine Zusammenarbeit da kaum vorstellbar", sagte der SPD-Politiker: "Wir haben dann aber eine produktive sozial-liberale Koalition mit Walter Scheel und Hans-Dietrich Genscher gebildet. Für Hass also ist kein Grund." Die Bundes-SPD könne "von der Hamburger SPD das lernen, was sie auch von der Bundes-CDU lernen kann: Pragmatische, vernünftige, auf die Wirklichkeit bezogene Politik: Geduld, keine Selbstüberschätzung", sagte von Dohnanyi. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sei "ein Beispiel für Bescheidenheit und Tatkraft. Diese Verbindung, die man auch zu Recht bei Frau Merkel lobt, stößt bei den Wählern auf Vertrauen. Die Menschen wollen sachorientierte Politiker wie Scholz und Merkel." Die schlechten Umfragewerte der SPD lägen primär "an der Position der Union, die von Frau Merkel überstrahlt wird", sagte von Dohnanyi: "Die Lage der SPD würde sich schlagartig ändern, wenn eine andere, weniger akzeptierte Person die Führung der CDU übernähme. Spiegelbildlich wurde ja auch die Hamburger CDU übermäßig abgestraft - wegen der Dominanz der Person Olaf Scholz."
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