
Claudia Roth
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"In diesem Sinne hat er auch sein Amt als Papst Benedikt geführt - mit Interventionen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, mit einer Annäherung an die reaktionäre Pius-Bruderschaft und der dogmatischen Ablehnung des ökumenischen Abendmahls." Natürlich habe es auch positive Signale vom Benedikt gegeben, etwa seine ökologisch geprägte Rede im Bundestag oder die Öffnung der Inquisitionsarchive. "Aber solche Schritte kamen nur vereinzelt und viel zu zaghaft", kritisierte Roth. Und in den Kirchenhierarchien habe er "fleißig" den Aufstieg gleichgesinnter Vertreter gefördert. "Es steht zu befürchten, dass er damit die innerkirchliche Wirksamkeit seiner konservativen Positionen auf lange Zeit hinaus zementierte." Dies könne im Weiteren für die Außenwirkung der Katholischen Kirche und für den innerkirchlichen Zusammenhalt verhängnisvoll sein. "Denn die Ausgrenzung der Basiskirche durch konservative Vertreter der Amtskirche hat die Kirche selbst tief gespalten", so Roth. Faktisch gebe es heute zwei katholischen Welten, schreibt die Grünen-Chefin weiter. So gebe es eine Gemeindekirche, deren Mitglieder "unendlich viel" für den sozialen Zusammenhalt leisteten. Und es gebe die konservativen Vertreter in den Hierarchien, "die mit Fehlentscheidungen und bornierten Positionen eine Austrittswelle nach der anderen lostreten". Daher könne der Rücktritt von Benedikt nun für die Kirche ein Anlass sein, um über eine viel weiter gehende Öffnung und Modernisierung nachzudenken. "In diesem Sinne sollte sich die Kirchenbasis bei der nun anstehenden Papstwahl einbringen", so Roth. "Die Katholische Kirche braucht jetzt einen Reformpapst, der Bücken baut - in der eigenen Kirche und in die Gesellschaft hinein. Einen Papst, der Mauern einreißt, die die Kirche zur Gesellschaft hin aufgerichtet hat."
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