Das zuständige IX. Armeekorps befahl den Soldaten, ihren Bedarf "aus den Erzeugnissen des Landes" zu decken. Sie durften "Geräte" jeder Art mitnehmen, wenn diese für die "Kampfführung und zum alsbaldigen Gebrauch" benötigt wurden. Die Soldaten bauten Molkereien ab, zerstörten Wasserleitungen, schlachteten fast den gesamten Vieh- und Pferdebestand. "Die Truppe scheint sich noch keinesfalls darüber im Klaren zu sein, dass sie jetzt wieder auf deutschem Boden steht und deutsche Volkswerte zu verteidigen hat", klagte ein Militär. Der Bahnhof des kleinen Rautenbergs war nach einem Bericht "übervoll" mit landwirtschaftlichen Maschinen und Getreide. Der Präsident des Oberlandesgerichts Königsberg notierte schon vor dem Einmarsch der Roten Armee aus Tilsit und Ragnit, die Häuser dort seien "furchtbar geplündert worden". Laut Willems war die Sowjetunion nach ihrem Sieg weder willens noch in der Lage, eine Hungerkatastrophe im besetzten Ostpreußen abzuwenden. In der vom Krieg zerstörten Sowjetunion herrschte ebenfalls eine Hungersnot, bei der zwei Millionen Menschen starben.
© dts Nachrichtenagentur