So wie es vor 40 Jahren möglich gewesen sei, das Projekt Airbus zu starten, müsse es jetzt auch möglich sein, eine europäische Rüstungsindustrie aufzubauen. "Nur so entfliehen wir einer Lage, in der auf dem indischen oder chinesischen Markt die Franzosen gegen die Deutschen und die Schweden um Aufträge kämpfen", sagte Ischinger. "Am Schluss siegt womöglich der amerikanische Konkurrent." Für stärkere Kooperationen böten sich Ausbildung, Wartung, Instandsetzung, Training, die Rüstungsbeschaffung und einzelne Rüstungsprojekte an, sagte der Ex-Botschafter in Washington und London. Nicht jeder europäische Kleinstaat brauche jede Fähigkeit. Ischinger warb für Arbeitsteilung: "Beispielsweise könnte man sagen: Deutsche Werften bauen künftig für alle die U-Boote, andere bauen die Drohne oder das Flugzeug." Es werde in Deutschland inzwischen manchmal vergessen, dass in Koalitionsverträgen oder Parteiprogrammen die Idee der europäischen Armee auftaucht Auch die deutsche Rüstungsindustrie habe keinen Anspruch auf ein Vollsortiment, sagte Ischinger: "Deutsche Kernkompetenzen in bestimmten wichtigen Bereichen ja, aber noch wichtiger erscheint mir, dass wir danach streben, dass Europa insgesamt sich behaupten kann." Dabei gehe es gar nicht darum, alle EU-Länder einzubeziehen, da sich die Rüstungsindustrie auf wenige Staaten konzentriere: "Wenn Sie Deutschland und Frankreich zusammen nehmen, haben Sie schon einen Großteil von Europas Rüstungsindustrie beieinander."
© dts Nachrichtenagentur